Persönlicher Nachruf
Viele Menschen werden „idealisiert“ nachdem sie gestorben sind, das weiß keiner besser als die Psychologen, zu denen ich auch gehöre. Trotzdem, Jörg gehörte zu einer besonderen „Gattung Mensch“ und ich nutze nun trotz aller „gut gemeinter Ratschläge“ diesen Platz, um ein wenig von ihm zu schwärmen: Jeder, der „Yogi“, wie er von fast allen Freunden in den letzten Jahren genannt wurde, kannte, weiß, dass er keine Gelegenheit ausgelassen hat, sein Gegenüber in ein „tiefgründiges“ Gespräch zu verwickeln, einen zu begeistern, mitzureißen, ob es um Wissenschaft ging, um die Schönheit, die Natur, Musik oder alles, was mit dem Göttlichen zu tun haben könnte. Er war eigentlich immer guter Dinge, strahlte Heiterkeit und Freude am Leben aus, Begeisterung, auch zu Hause. Es gab viele „große Geister“, von denen er lernen wollte, von denen er sich verstanden fühlte und denen er nachzueifern versuchte. Seine Bibliothek spricht „Bände“. Wenige ernannte er zu seinen Lehrern. Wenn er alleine war, ließ er keine Zeit verstreichen, in welcher er nicht gelesen, gezeichnet, gemalt oder meditiert hätte. Dies ging so weit, dass er zuweilen während er den Kinderwagen schob, als unsere Tochter noch kleiner war, dabei ein Buch las…, oder immer beim Autofahren einen Stapel solcher auf dem Beifahrersitz liegen hatte – es könnte ja sein, dass einmal eine Ampel auf rot schalten würde. Im Urlaub wurde gezeichnet, im Zug gelesen, selbst bei der Nachtwache in der Uniklinik, wo er als Krankenpfleger in der Psychiatrie gearbeitet hat, war mindestens ein voller Rucksack Bücher mit ihm unterwegs.
Er war ein unwahrscheinlich liebevoller Papa, hat Stunden mit Tara Lilia gemalt, oft das nachgemalt, was sie ihm vorgezeichnet hatte, manchmal eine Geschichte mit ihr gemeinsam entwickelt, die dann gemeinsam illustriert wurde. Auch als Ehemann war er äußerst zuvorkommend, wertschätzend und liebevoll. Glücklicherweise habe ich einen kleinen „Zettel“ von ihm erhalten, den er drei Wochen vor seinem plötzlichen Tod geschrieben hat, und der mich sehr tröstet, in welchem er verspricht, uns (Tara und mich) durch alle Zeiten bis ans Ende der Welt wieder zu finden… Hoffentlich gelingt ihm das auch!
Jörg glaubte an die Wiedergeburt – aber trotzdem: Wusste er vielleicht, dass er bald gehen musste?? – Wie auch immer, er war einzigartig und wir vermissen ihn schrecklich. Trotzdem wäre es nicht in seinem Sinne, in Trauer zu versinken. Es strahlte regelrecht durch seine ganze Lebensweise: Das Leben ist kostbar, wunderschön, unglaublich interessant, tief und voller Freude! In diesem Sinne versuchen wir es weiter zu führen!
Ihre/Eure Solvejg Faak